Album-Rezension: Tommy Tornado – Cool Down

Ska Album 2012 Tommy Tornado-Cool Down

Tommy Tornado – Cool Down (Pork Pie Records)

Ein Geständnis vorweg: Das erste Album von Tommy Tornado („Sunrise“, der Vorgänger zu „Cool Down“) ist mir nicht bekannt. Die Soloplatte vom Tenor-Saxophonisten einer noch so guten Band ist nicht gerade das, worauf ich gewartet habe. Mir ist Tommy Tornado auch bisher nie aufgefallen. Bei seiner Band Rude Rich & The High Notes (aus Amsterdam) kann ich mich nur an den großartigen Sänger, den smarten Zweitsänger und Percussionisten, sowie den Organisten und Chef erinnern. Wenn ich sie das nächste Mal sehe, werde ich genauer auf den Mann mit der Brille achten.

Das Label

Dass mir Tommys zweites Album ausgerechnet von Pork Pie Records geschickt wird, ist ein weiterer Grund für meine abwartende Haltung. Das Label steht ja eher für beherzten Uptempo Ska und schillernden Jux als für stilechten Instrumental Reggae. Mit der letztjährigen Veröffentlichung des Babylove & The Van Dangos-Albums „The Money & The Time“ hat Labelmacher Matzge zwar angedeutet, dass er auch ein offenes Ohr für „Geschmackvolles“ hat. Aber es hätte auch ein Versehen sein können.

Das erste Mal

So dauert es eine ganze Weile, bis „Cool Down“ in meinem Player landet. Aber dann ist nach wenigen Takten schon der innere Widerstand dahin. Denn „Cool Down“ ist ein richtig cooles Ding. Hier ist jemand mit der jamaikanischen Musiktradition so was von per Du, dass da kein Blatt zwischen passt. Und dabei lässt er es nicht bewenden.

Cool Down

Vom rootsigen Opener „Marcus Garvey“ mit einer Lead-Gitarre, die treffsicher Kontrapunkte zu den warmen Bläsern setzt, über das schwer rollende „Rock Road“ mit dem italienischen Posaunisten Mr.T-Bone als Gast bis zum luftigen Abschluss „In This Time“ liegt eine tolle Tiefe und gleichzeitig Leichtigkeit in der Musik. Ein luftiges Geflecht aus Percussion, Bass, Drums, Orgel, Piano, Gitarren und dem dreiköpfigen Bläsersatz. Den führt Tommy Tornado an, ohne sich aufzudrängen. Sein Spiel ist immer sanft, nie aggressiv, nie nervig. Mehr Lester Young als John Coltrane, um mal von den nahe liegenden Bezugspunkten Roland Alphonso und Tommy McCook wegzukommen. Unter den zehn Tracks sind noch zwei bis weitere Klopper, die bei aller Liebe zur jamaikanischen Tradition melodisch doch immer wieder einen eigenen Haken schlagen.

Schon klar, dass er das nicht alleine stemmen kann. Muss er auch nicht. Der Rest der High Notes steht ihm auf “Cool Down” zur Seite. Was die können, ist auch schon bis nach Jamaika vorgedrungen. Alte Helden wie Rico, Derrick Morgan, Alton Ellis und viele andere buchen sie als Backing Band für ihre Besuche in Europa.

Old School

Mir ist ein Tape eingefallen, auf dem ich mal vor vielen Jahren Instrumental Reggae-Tunes gesammelt habe. Ich habe es geliebt, auch wenn die Auswahl nicht gerade üppig war. Ich hatte nur drei Alben mit Instrumental Reggae, die meiner Meinung nach was konnten. „Return Of The Big Guns“ von den Skatalites, „Man From Wareika“ von Rico Rodriguez und eins von den Revolutionaries. Die haben sich auf dem Tape immer abgewechselt. Wenn ich so ein Tape noch mal aufnehmen würde, dann wäre die neue Platte von Tommy Tornado mit in der Rotation.

Joachim Uerschels

Notes:

  • Artist: Tommy Tornado
  • Album name: Cool Down
  • Release Date: 24. 2. 2012
  • Style: Instrumental Reggae
  • Record Label: Pork Pie Records
  • Country (Artist): Netherlands
  • Country (Label): Germany